Das THEATER AM SACHSENRING
wurde 1987 von Regisseur Joe Knipp gegründet. Das Theater am Sachsenring war eine der beliebtesten Bühnen Kölns. Schon die intime Atmosphäre im Stile eines Salon-Theaters, zog das Publikum an. Bistro-Tische, 90 Sitzplätze –
das TAS stand für – Theater – ganz nah!
Spiel und Sprache. Die Nähe des Zuschauers zum Bühnengeschehen, die unverwechselbare Atmosphäre des Hauses machten den besonderen Reiz des Hauses in der Kölner Südstadt aus. Die Theaterarbeit stand in guter Tradition. Peter Brook dachte an einen leeren Raum und Brecht meinte, Theater solle Spaß machen. Das Theater wurde zu einem Theater für das Publikum.
Die Presse beschrieb die Arbeit als „Schauspielertheater der Extraklasse“. Im TAS fand das Publikum eine Mischung aus Komödien, klassischen Theaterstücken und Uraufführungen zeitgenössischer Autoren. Das TAS war ein Theater der Künstler. In dieser Tradition arbeitet die SCHAUBÜHNE KÖLN als freies Theater weiter. Die letzte Uraufführung – eine phantastische Revue: PÜDEL TAM TAM – Text von Joe Knipp, Musik von Albrecht Zummach.
Seit 2022 geht das Stück „Die Weihnachtsengel“ auf Tournee.
Regisseur Joe Knipp inszenierte im April 2023 „Zwei Frauen und ein Kühlschrank„, eine Komödie von Thomas Reis, die in Wiesbaden zur Premiere kam und schon im September zum Kabarettfestival des SR nach St. Ingbert eingeladen wurde.
Im Juni 2023 gab es die Wiederaufnahme einer besonderen Inszenierung des TAS zu sehen – PEER GYNT fand zum letzten Mal ein begeistertes Publikum. Diesmal im Horizont Theater Köln.
Die Stückfassung von DER MEISTER UND MARGARITA ist fertig und wartet auf den Sprung ins Leben.
Großes Theater auf kleiner Bühne – dafür stand das TAS: Die Komödie TÜR AUF, TÜR ZU – Das große Abenteuer PEER GYNT – Jasmina Rezas DER GOTT DES GEMETZELS. Der größte Vampir aller Zeiten auf der Bühne: DRACULA. DIE BEFRISTETEN von Elias Canetti und PÜDEL TAM TAM – aber nun zu etwas völlig anderem…
Das TAS – eine Erfolgsgeschichte.
Als das Theater am Sachsenring (TAS) im Februar 1987 gegründet wurde, ahnte noch niemand, dass dieses Haus sich in den folgenden Jahren zu einer der wichtigen Bühnen der Stadt entwickeln würde.
Schon früh schrieb der Kölner Stadtanzeiger über das TAS: „Ein Ort geistvoller Verzauberung“ und die Rundschau bescheinigte „Schauspielertheater der Extraklasse“. Das zeigte sich unter anderem in der Theaterpreis-gekrönten Inszenierung „DAS FEST“ von Thomas Vinterberg (2003) – über 5000 Zuschauer besuchten die stets ausverkaufte Inszenierung, die zum Stadtgespräch wurde. Das zeigte sich in „Szenen einer Ehe“ von Ingmar Bergman wie auch in der gefeierten Aufführungen „Kafkas Welten“ mit David N. Koch (2008), für den Theaterpreis nominiert und international ausgezeichnet (Theater-Festival Weißrussland), in Inszenierungen wie PEER GYNT, oder Elias Canettis DIE BEFRISTETEN – sie sind zu weiteren Höhepunkten der Arbeit dieses Theaters geworden.
Auch die Uraufführungen prägen das besondere Profil des Theaters: 100 JAHRE DADA oder das Stück mit Musik über Insekten, die die Welt erobern: DIE KÄFER. Theater für die Sinne.
Die Künstler
In den 30 Jahren sind namhafte Künstler auf der Bühne des TaS zu Gast gewesen:
Richard Hucke, Bettina Scholmann, Daniel Mutlu, Signe Zurmühlen, Celina Rongen, Heike Huhmann, Charlotte Welling, Sharon Edelstein, Nina Ruhz, Anna Möbus, Marietta Bürger, Anja und Volker Niederfahrenhorst, Wilfried Schmickler, Klaus Huber+ (‚Ars Vitalis‘), Karin Neuhäuser, Erika Skrotzki, Christa Fast +, Hans-Eckart Wenzel (Berlin), Peter Davor, Gerhard Rühm, Chris Newman, Manos Tsangaris, Yaak Karsunke, Thomas Reis+, Statt-Theater-Fassungslos (Dresden), Peter Fessler, Ulrike Bliefert, Samy Orfgen, Bettina Marugg, Tony Dunham, Susanne Hinkelbein, Irene Langemann, Susanne Pätzold, Manfred O. Tauchen, Raphaela Dell, Thomas Biehl, Franziska Grasshoff+, Andreas Kunze+, Stefanie Mühle+, Achim Konejung, Hilde Harvan+, Leopold von Verschuer, Heinrich Pachl+, Hans Kieseier+, Hella von Sinnen, Constanze Craemer, Ozan Akhan, Hans Holzbecher, Martin Zuhr, Kerstin Kramer, Maike Kühl, Nicole Kersten, Rebecca Madita Hundt, David N. Koch, Martin Erdmann, Roland Riebeling, Elisabeth Scherer+, Klaus der Geiger, Ralph Morgenstern, De Bläck Fööss, Gerd Köster u.v.a.
Geschichte
„Theater kann Geschichten erzählen“
80er Jahre: Ars Vitalis – Huber (+ 2012), Sacher, Wilmanns
– Vor dem Auftritt in der kleinen Garderobe des ‚Sachsenring‘ dichter Rauch, es herrscht eine Sicht von weniger als 10 Zentimetern. Tabak, Schweiß, Alkohol, drei Männer spielen Karten. Wie zufällig auf die Bühne verschlagen. Dort ein Feuerwerk von Dada und Komik, drei fantastische Musiker. Das Publikum außer Rand und Band. Die Zugabe: Ausziehen. Drei Hosen fliegen auf die Bühne, drei nackte Männer sitzen in der Garderobe und rauchen.
1988: Gerhard Rühm
Gerhard Rühm, einer der berühmten Dichter ‚konkreter Poesie‘ aus Wien liest auf der Bühne des TAS. Vorgesehen: Sektgläser, die in regelmäßigen Abständen vom Tisch gekippt, auf dem Boden hörbar zerschellen sollen. Die Bühne des Sachsenring aber zeigt sich Glasgnädig und Performance-feindlich. Mehrere Versuche scheitern. Die Lesung konkreter Poesie wird ein unvergesslicher Abend.
1988: DAS ERSTE STÜCK – mit Christa Fast
Die Premiere des ersten Theaterstücks im TAS: FRAU ARMAND TRIFFT ROSA LUXEMBURG NICHT von Hannelore Honnen nach Rosa Luxemburg und Colette – Eine Frau aus kleinen Verhältnissen träumt von großen Ereignissen – und Rosa, die Revolutionärin, kümmert sich in der Haft um die kleinen Dinge des Lebens. Die beiden Frauen begegnen sich nicht. Eine experimentelle Theaterproduktion, ein Spiel mit Kassettenrecorder, Stimmen, Briefen und einer Schauspielerin, noch bevor der Begriff ‚experimentell‘ in Mode kam. Das ZDF berichtet über die einzige Theaterproduktion zu Rosa Luxemburg im Jahr 1988. In der Hauptrolle die Schauspielerin Christa Fast (+2006), die mit Conny Plank das legendäre Tonstudio betrieb. Hier entstehen die Alben von Kraftwerk, Annie Lennox und die Aufnahmen zu diesem Stück.
1989: „Neues aus der DaDaeR“ – Wenzel/ Mensching
Die DDR-Kabarett-Preiträger Hans-Eckart Wenzel und Steffen Mensching kommen 1989 zu zwei Gastspielen nach Köln ins TAS. Wer verstaubte Polit-Witze zur Versorgungslage erwartet, wird überrascht. Die Auftritte der DDR-Clowns werden Vorstellungen der unbekannten Art. Wildes und anarchistisches Clownstheater, Shanties, Tänze mit Notenständer, das absurde Leben in der DaDaeR in Poesie und Liedern verdichtet.
Ein sensationelles Gastspiel – keine Presse, wie so oft. Bis die Künstler den Heine-Preis erhalten. Jetzt schicken auch die Kölner Redaktionen hektisch ihre Journalisten nach Berlin (!) um berichten zu können.
Eine Beziehung entwickelt sich. Es wird gespielt, gegessen, diskutiert. Die Kabarettisten verabreden einen gemeinsamen Abend mit dem ‚Duo Vital‘ (Thomas Reis und Peter Vollmer), die im TAS „Das Deutsche Reicht“ spielen. Im November spielen Wenzel/ Mensching auf der großen Kundgebung in Ost-Berlin. Ein zusätzliches, für Dezember 1989 verabredete Gastspiel im TAS wird nun von Seiten der Künstler abgesagt, sie seien jetzt in ihrem Land gefragt. Der beeindruckende Brief hängt immer noch im Theater aus. Ein Zeitdokument.
1991: Joachim Król
Joachim Król ist zu Beginn seiner Karriere als Gast auf der Bühne des ‚Sachsenring‘ in einem wunderbaren Kurzauftritt zu sehen – in der absurden Theaterproduktion „Wursttheke II“ mit Werner/ Nußbaum/ Niederfahrenhorst. Das Publikum, das sich durch den Verlauf des Stückes bereits daran gewöhnt hat, drei Männer in den merkwürdigsten Situationen zu beobachten, wird von einer neuen Erscheinung überrascht. Król taucht auf, gießt eine Pflanze und verschwindet wieder.
Manfred O. Tauchen, (DÖF, ‚Watzmann‘)
spielt in dem Stück „Die Malerin“ von Hannelore Honnen einen kraftvollen Christof Columbus, zusammen mit der jungen Nicole Kersten (später Staatstheater Mainz). In seiner unbändigen Art spielt Tauchen bis er auf der Bühne des TAS einbricht. Er taucht unverletzt aus dem 50-Zentimeter-Abgrund wieder auf – und spielt weiter. Die nächsten Vorstellungen müssen ausfallen – die Bühne wird verstärkt.
1991: THEATERFESTIVAL IN VOLGOGRAD, UdSSR
Am 19. September 1991 berichtet die Prawda auf der Titelseite über die Eröffnung des Internationalen Theaterfestivals im NET, dem Neuen Experimental Theater Volgograd. Mit Brot und Salz, Tänzen und Reden werden die Delegationen, u.a. aus Georgien, Kanada, USA oder Ägypten, begrüßt. Nach dem Abspielen der Hymnen begegnet die Kölner Delegation einer Abordnung der Kriegsveteranen von Stalingrad. Für die Stadt Volgograd hat der Besuch der deutschen Delegation besondere Bedeutung. Das Theater am Sachsenring ist sich der Verantwortung bewusst. Die Stadt Köln weniger. Anders als die anderen Nationen entsendet sie keinen offiziellen Vertreter.
Intendant Otar Djangisherashwili hat während eines Besuches in Köln das Theater am Sachsenring ausgewählt. Es spielt während des Festivals unter anderem „Die Wut“ – eine Bearbeitung von Dostojewskis „Aus dem Dunkel der Großstadt“ in einer Inszenierung von Hannelore Honnen, diese Fassung wird aufmerksam beobachtet und in der Pravda mit der Schluss-Bemerkung bedacht: „Lasst uns zu Dostojewski zurückkehren“. Außerdem singt Joe Knipp seinen „DeutschlandTango“. Pianist Stephan Schleiner begleitet den Abend im ausverkauften Saal des Theaters auf einem roten Flügel Marke ‚Oktober‘. Die Poesie der leisen Töne wird trotz Sprachbarriere vom Publikum verstanden. Die Zuschauer sind elektrisiert. Zwischen Wandmalereien und Samtvorhängen, fliegen am Ende des Abends Rosen von den Balkonen auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Ein berührendes Erlebnis.
1994: De Bläck Fööss
De Bläck Fööss treten zum 7jährigen Jubiläum des TAS auf. Zum ersten Mal ohne Tommy Engel. Zum ersten und einzigen Mal mit Schauspieler Hans Holzbecher als Frontman. Sie spielen und singen gemeinsam die schönsten Songs. Das Theater ist ausverkauft, das Publikum hingerissen. Ein einmaliges Konzert.
90er Jahre: Tony Dunham
Der Londoner Autor von Gesellschafts-Komödien wie ‚Traumfrau, verzweifelt gesucht‘ oder ‚Liebe, Sex und Therapie‘, sucht Anfang der 90er Jahre in Köln eine Theaterbühne für seine Stücke und findet eine Heimat im TAS. Hier kommen fast alle seiner Stücke in englischer Sprache zur Uraufführung. 2000 schreibt er als ‚Writer in Residence‘ ein Stück über BB – ‚echt brecht‘. Es kommt im umgebauten Plenarsaal des Oberlandesgerichts unter der Regie von Joe Knipp zur Uraufführung und wird ein großer Erfolg. Wie bereits 1997, zum 10jährigen Bestehen, das Stück CLOUDBUSTER – DIE FUNKTION DES ORGASMUS. „Intelligente Unterhaltung“, schreibt der Stadtanzeiger.
2003: DAS FEST
Für die Inszenierung von Vinterberg/ Rukov „DAS FEST“ wird die Bühne weit in den Zuschauerraum vergrößert. 11 Schauspieler. Spannungsgeladene, stets ausverkauften Vorstellungen beginnen. Die Schauspieler laufen jeden Abend zu Hochform auf. Die Inszenierung wird 2003 mit dem Kölner Theaterpreis ausgezeichnet. 2005 gastiert das TAS mit seiner Inszenierung noch in der Schlosserei des Schauspiels Köln.
Ab 2007: Rongen, Zurmühlen, Koch
Direkt von einer Schauspielschule in die erste Rolle engagiert. So erging es Daniel Mutlu, Inka Lioba Bretschneider, David N. Koch, Katja Gorst, Jennifer Tilesi Silke und anderen Absolventinnen und Absolventen. Signe Zurmühlen spielte 2011 als erstes die ‚Ophelia‘ im HAMLET und wird nach einer Vorstellung als Sprecherin für den WDR und Eins Festival (heute ‚One‘) engagiert. Daniel Mutlu wird Ensemblemitglied in Kaiserslautern, David N. Koch macht Filme und spielt an unterschiedlichen Theatern. Sein Solo KAFKAS WELTEN bleibt legendär. Jennifer Tilesi Silke spielt in Koblenz. Celina Rongen spielte 2011 in Hannelore Honnens SATISFAKTION – Spengler/Walser/Benjamin (nominiert für den Theaterpreis) und in einer Komödie von Tony Dunham. Danach titelte der Express (damals noch mit Kulturteil): „Kölns neue Traumfrau“. Sie geht nach Berlin – und fünf Jahre später spielt sie Hauptrollen am Berliner Ensemble und wird Ensemblemitglied in Mannheim und am Staatstheater Stuttgart. Herzlichen Glückwunsch!
2016: DER GOTT DES GEMETZELS
Nach einer Inszenierungsarbeit in Hamburg sieht der Theaterleiter das ‚Gemetzel‘ in der Karin-Beier-Inszenierung. Das Stück fehlt nun in Köln. Die Rechte sind frei und die Besetzung wird ideal: Richard Hucke, Doris Lehner, Bettina Scholmann und Julian Baboi. Ein Bühnen-Kampf der komischen Sorte. Das Publikum ist begeistert. Das richtige Stück am richtigen Ort.
2017: DIE BEFRISTETEN
Die Kritikerin Alida Pisu schreibt über DIE BEFRISTETEN: „Eine nachdenklich machende Inszenierung, die nicht so schnell abzuhaken ist. Weil sie sich sehr davor hütet, auch nur eine Frage beantworten zu wollen. Und das ist auch gut so. Theater muss Fragen stellen. Gerade dann, wenn es um die letzten, die existenziellen Dinge geht“.
2018: Literatur
Gerlis Zillgens richtet einen regelmäßigen Literatursonntag aus. Wunderbare Lesungen und Diskussionen finden statt – etwa mit Claudia Schreiber („Emmas Glück“) oder zum Thema Übersetzungen mit Frank Heibert, der unter anderem auch erzählt, welche Hürden sich bei „Der Gott des Gemetzels“ ergaben. Joe Knipp und Richard Hucke erzählen ihrerseits vom Umgang mit dem Text während der Inszenierungsarbeit.
2019: PÜDEL TAM TAM
„Ein großer Wurf“ – schreibt die Presse. Die „dystopische Revue“, eine letzte Arbeit von Texter Joe Knipp mit Komponist Albrecht Zummach, wird getragen vom wilden Spiel der drei Püdel Anna Möbus, Nina Ruhz und Sharon Edelstein, die in der Folge für den Schauspieler-Nachwuchspreis PUCK nominiert wird.